23 Dezember 2006

Abstecher in der Halong-Bucht

Beim Schmökern in meinen bisherigen Einträgen habe ich mit Erschrecken festgestellt: Anstatt über faszinierende Orte und interessante Bekanntschaften zu berichten, beschäftigen sich vieler meiner Geschichten hauptsächlich mit den Reisestrapazen, denen man als Rucksacktourist in Südostasien ausgesetzt ist. Aus diesem Grund diesmal nur ganz kurz einige Fragen, die mir während der 13-stündigen Fahrt im Nachtbus von Hue nach Hanoi durch den Kopf schossen:
- Woher hatte ich die irrige Annahme, ein Nachtbus hätte etwas mit Schlafen zu tun, wo man doch praktisch auf dem Schoß des Nachbarn sitzt?
- Warum sitze ich nie neben der bildhübschen Schwedin, die mit ihrem Surfbrett die Strände Vietnams abklappert, sondern immer neben schnarchenden, sabbernden und stinkenden Männern?
- Wieso verfügen interessante Bus-Bekanntschaften immer über die seltene Gabe, bereits zehn Minuten nach Abfahrt seelenruhig zu schlummern, während ich bereits 25 Fußballer zu jedem Buchstaben im ABC gefunden habe und trotzdem noch hellwach bin?
- Warum läuft in einem Nachtbus in Nordvietnam - einer der wenigen Orte des Landes, wo man keine Klimaanlage braucht - eben jene auf Hochtouren, so dass sich an den Fenstern bereits Eisblumen bilden?
- Wieso bin ich immer noch so naiv anzunehmen, dass irgendein Transportmittel in Südostasien sein Ziel zum angepeilten Zeitpunkt erreicht?

Die obligatorische Verspätung war in diesem Fall folgenschwer, da ich dadurch den Zug nach Sa Pa um genau eine halbe Stunde verpasste. Mit dunklen Augenringen, durchgefroren von den überraschend frostigen Morgentemperaturen und genervt von einem linken Moped-Fahrer verspürte ich geringe Lust, den Tag in Hanoi zu verbringen und auf den Nachtzug zu warten. Kurzerhand änderte ich daher meine Reisepläne. Statt Sa Pa und Westen ging es gen Osten ans Meer, um dort die von tausenden Kalksteinfelsen durchzogene Halong-Bucht aus der Nähe zu sehen. Nach einer Zug-, einer Boots- und zwei Busfahrten erreichte ich schließlich am Nachmittag die idyllisch im Golf von Tonkin gelegene Insel Cat Ba.
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Kalkstein-Inseln in der Halong-Bucht

Nun weiß ich nicht, was es mit mir und vietnamesischen Inseln auf sich hat, doch wie schon Phu Quoc, gefiel mir auch Cat Ba außerordentlich gut. Die einzig nennenswerte Siedlung des Eilands - kreativerweise Cat Ba Stadt genannt - war früher ein kleines Fischerdorf und ist inzwischen vom Tourismus vereinnahmt. Da sich der Ansturm der Vietnamesen und Chinesen jedoch auf die Sommermonate beschränkt, waren nicht nur Restaurants, Strände und der Nationalpark im Innern der Insel angenehm menschenleer, sondern mein geräumiges Hotelzimmer mit Meerblick für $5 auch äußerst preiswert. Zudem traf ich bei einer Trekkingtour durch den Park (atemberaubende Natur, handtellergroße Spinnen, giftgrüne Schlangen - FOTO) mit anschließender Bootsfahrt durch die Halong-Bucht auf eine sehr nette Gruppe aus zwei Schweizern, einem kanadischen Pärchen und einem Australier. Zusammen ließen wir den anstrengenden Ausflug bei einem vorzüglichen Essen und ungezählten Bieren bis tief in die Nacht ausklingen. Entsprechend trat ich die Rückreise aufs Festland am nächsten Morgen nicht nur mit müden Beinen, sondern auch mit dickem Kopf an - und mit der Erinnerung an drei wunderbare Tage auf Cat Ba.
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Blick aus meinem Hotelzimmer auf den Hafen von Cat Ba

Nach zwei Nächten in Halong City - einer Stadt, die mir gezeigt hat, dass es auch in Vietnam Orte mit dem Charme einer ostdeutschen Plattenbausiedlung der 70er Jahre gibt - geht es heute weiter nach Hanoi. In der Hauptstadt werde ich meine letzten Tage in Vietnam samt Weihnachten verbringen, ehe am 26. Dezember das Visum ausläuft. Als Abschluss der Asienreise steht danach ein besonderes Reiseschmankerl auf meinem Programm. In sechs Tagen muss ich von Hanoi, durch China, nach Hongkong kommen, um dort am 2. Januar den Flieger nach Australien zu erwischen. Und obwohl ich noch keine Ahnung habe, wie ich das anstellen soll, ahnt ihr wohl schon, was euch erwartet: Richtig - eine weitere Geschichte über die Strapazen des Reisens...

2 Comments:

At 12:11 PM, Anonymous Anonym said...

Yo Pat,

trotz alles Strapazen wünsche ich dir ein gesegnetes Weihnachstfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2007.
Lass dich von anstrengenden Reisen nicht abbringen, du machst das Gold richtig denn nur so kann man auch was erleben.

Happy Christmas

Stan

 
At 8:18 PM, Anonymous Anonym said...

Hey Patrick...

natürlich verfolge ich immer ganz brav deine Geschichten...und ich muss sagen ein bisschen neidisch bin ich schon
Willkommen im Backpackerleben - es kommt immer anders als geplant:)
Wünsche dir frohe Weihnachten!
Bis denimanski..
liebe Grüße
Vroni

 

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