31 Dezember 2006

Asien - eine fremde Welt

Der Garchinger Journalist Patrik Stäbler hat im Sommer sein Studium beendet. Nun erfüllt sich der 26-Jährige einen Traum: In sechs Monaten reist er einmal um die Welt. An dieser Stelle berichtet er alle zwei Wochen von seinen Erlebnissen.

Nanning, China (ps) - Am Flughafen in Bangkok traf ich ein deutsches Ehepaar. Sie waren sichtlich erfreut ob eines Landsmanns ohne Asienerfahrung und berichteten ausgiebig von ihren Reisen in Vietnam und Thailand. Zum Abschied legte der Mann väterlich die Hand auf meine Schulter und erklärte: "An die Kultur hier musst du dich erst gewöhnen." Ich nickte freundlich, doch ernst genommen habe ich ihn nicht. Schließlich kam ich nicht unvorbereitet nach Südostasien. Wochenlang hatte ich Reiseführer gewälzt, mit Stäbchen gegessen und Vokabeln wie Hund, scharf und Schlange gelernt, um sie auf Speisekarten zu entdecken. Kurzum, ich war gewappnet - dachte ich.
Doch es dauerte keine 24 Stunden bis zum ersten kulturellen Fauxpas. Ein Thailänder wollte mich im Hotelfoyer freundlich per Handschlag begrüßen. Da ich gerade den Zimmerschlüssel suchte, reichte ich ihm gedankenverloren die linke Hand. Erschrocken zuckte er zusammen, deutete eine Verbeugung an und drehte sich wortlos ab. Mittlerweile weiß ich: Die linke Hand hat ihn so erbost. Sie gilt hier als unrein, da sie in Kombination mit Wasser als Ersatz für das selten vorhandene Klopapier dient. Seitdem grüße ich mit rechts - und habe immer eine Rolle Klopapier im Rucksack.
Gewöhnungsbedürftig war auch die asiatische Eigenart des Spuckens. Vietnamesen und Chinesen liefern sich hier wahre Wettbewerbe. Der Vorgang besteht dabei aus drei Schritten. Zuerst wird das nötige Material aus der Nase in den Rachen gesaugt. Das Geräusch erinnert an das Schnarchen eines drei Zentner schweren Asthmatikers. In Schritt zwei wird das Gemisch in den Mund befördert. Trainierte Asiaten erreichen hier die Dezibelwerte eines Düsenjets. Ist genug Masse gesammelt, erfolgt das Ausspucken - je nach Situation auf den Boden, in Aschenbecher oder ans Busfenster. Über Gesundheitsrisiken des Dauerspuckens will ich nicht spekulieren - schließlich leben in China die meisten Hundertjährigen - doch mancher Spaziergang wurde so zur unfreiwilligen Schlitterpartie.
Aber so ist das eben mit fremden Kulturen und schließlich geht es vielen Asiaten mit uns Touristen nicht anders. Gerne erinnere ich mich etwa an eine Gruppe Jugendlicher aus Cat Ba, einer Insel vor Vietnams Küste. Ihr Englisch traf mein Vietnamesisch auf Augenhöhe, so dass wir nach kurzer Zeit still zusammen saßen und uns angrinsten. Plötzlich spürte ich eine Hand an meinem Arm: Es war ein Vietnamese, der voll Staunen an meinen blonden Armhaaren zupfte. Der ungewohnte Anblick schien ihn wahrhaft zu begeistern, denn wissen Sie wo er mich streichelte? An der linken, unreinen Hand.

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Auf in eine neue Welt: An der Grenze nach China

In: Münchner Merkur (30./31. Dezember)

P.S. An Alle: Frohes Neues Jahr!

1 Comments:

At 3:06 PM, Anonymous Anonym said...

hey bruder
feier g´scheit sylvester und lass es krachen.(du wirst nicht mehr oft in china den jahreswechsel feiern).
also in diesem sinne; ich wünsch dir nen guten rutsch und einen guten anfang ins neue jahr und auf einem neuen kontinent.

 

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