10 Dezember 2006

Schön und schauerlich - von Phu Quoc nach Kon Tum

Phu Quoc, Saigon, Da Lat, Kon Tum - nach knapp zwei Wochen in Vietnam habe ich die verschiedensten Facetten des Landes kennen gelernt und von dem Gesehenen bin ich begeistert. Nachdem mich die Traumstrände und das entspannte Flair von Phu Quoc länger als geplant auf der Insel gehalten hatten, ging es aus Zeitgründen mit dem Flieger in die Millionen-Metropole Saigon. Als Abwechslung zum entspannten Strandleben - und um mein Gewissen nach dem Faulenzen zu beruhigen - habe ich dort das volle Kulturprogramm aus Palästen, Tempeln, Märkten, Kunst-, National- und Kriegsmuseum durchgezogen. Zudem ging es auf eine Tagestour nach Cu Chi, wo man das Tunnelsystem der Vietcong-Guerillas aus der Zeit des Vietnamkriegs besichtigen kann. Versucht einmal, euch in einer Sauna durch eine am Boden liegende, leere Familienpackung Kelloggs zu zwängen - dann bekommt ihr einen Eindruck, wie sich das Kriechen in den Tunneln anfühlt.
Nach Trubel, Hitze und Lärm in Saigon war das idyllische Da Lat im Zentralgebirge Vietnams nicht nur temperaturmäßig eine äußerst angenehme Abwechslung - wohl auch deshalb, weil ich hier auf eine sehr nette Gruppe von RABs (Reiseabschnittsbegleiter) aus England, Deutschland und Norwegen gestoßen bin. Auf 1.500 Metern Höhe gelegen ist Da Lat das Flitterwochen-Paradies Vietnams, was sicher auch an der Tatsache liegt, dass die Stadtväter die Vorliebe asiatischer Touristen für Kitsch in vollen Zügen bedienen. So können sich verliebte Paare hier in künstlichen Blumengärten, Naturparks mit Wasserfällen und im "Tal der Liebe" (Valley of Love) ewige Treue schwören. Neben den aus Lautsprechern dröhnenden Liebesballaden und Skulpturen von eng umschlungenen Pärchen sorgen Tretboote in Schwanenform und Ponyreiten mit verkleideten Cowboys für die nötige Romantik - oder in meinem Fall für einen pausenlosen Kampf mit Lachanfällen.
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Auf Ho Chi Minhs Spuren in den Tunneln von Cu Chi

Doch so schön Phu Quoc, Saigon und Da Lat auch waren - das Reisen zwischen den Orten war wieder einmal der Horror. Auf zwei denkwürdige Busfahrten würde ich dabei gerne näher eingehen. Erstere brachte mich von Saigon nach Da Lat und obwohl die Strecke keine 300 Kilometer misst, brauchten wir dafür geschlagene neun Stunden. Während auf der linke Seite die Schulkinder mit ihren Fahrrädern an uns vorbeirauschten, hätte ich den Busfahrer gerne gefragt, warum er sich als einziger Vietnamese an das unsinnige Tempolimit von 40 km/h hält. Doch leider fehlten mir dazu vietnamesische Vokabeln wie Schnecke, Gaspedal oder Ewigkeit. Da wir zudem alle 50 Kilometer eine Pause einlegten, erreichten wir Da Lat um 6 Uhr abends und mit vier Stunden Verspätung. Ich hatte fest damit gerechnet, dass bei unserer Einkunft schon die Offiziellen des Guinness Buchs warten, denn zweifelsfrei hätten wir den Rekord für die langsamste Busfahrt aller Zeiten verdient gehabt. Doch wahrscheinlich war ihnen das Warten zu dumm geworden.
Der zweite denkwürdige Trip brachte mich von Da Lat nach Kon Tum. Um es kurz zu machen: Es war die schlimmste Busfahrt meines Lebens. "Die Schlimmste?" wird der ein oder andere Leser nun erstaunt fragen, weil er sich dunkel an eine Geschichte mit einem uralten Bus in Kambdscha erinnert. Doch auch wenn ich es niemals für möglich gehalten hätte: Busfahrten können tatsächlich noch quälender sein. Schon beim Einsteigen in Da Lat lief es mir kalt den Rücken hinunter - nicht aus Angst, sondern weil im Innern des Busses dank der ultramodernen Klimaanlage arktische Temperaturen herrschten. Bei gefühlten vier Grad saß ich in T-Shirt und Flip-Flops zitternd auf meinem Sitz und beobachtete meinen Atem, der dick wie Zigarettenrauch an die Decke stieg. Als wäre das noch nicht genug, ließ es sich der Fahrer nicht nehmen, seine CD-Sammlung aus vietnamesischen Pop-Balladen in ohrenbetäubender Lautstärke laufen zu lassen. Seinem Fahrstil zu urteilen war er geistesgestört, volltrunken oder früherer Rennfahrer - wahrscheinlich jedoch alles drei. Auf beiden Fahrbahnen jagte er in Mario Kart-Manier durch die Serpentinenstraßen und machte sich nebenbei ein Spiel daraus, den entgegenkommenden Moped-Fahrern erst in letzter Sekunde auszuweichen als wären sie rote Panzer. Wenigstens hatte ich eine ganze Reihe für mich selbst - zehn Minuten lang. Danach stiegen so lange Personen zu, bis wir stolze 24 Personen samt Gepäck in den kleinen Ford Transit gezwängt hatten - plus einem lautstarken, aber mir unbekannten Tier, das mein Sitznachbar in einer Plastiktüte unter dem Sitz verstaute. In meinen Augen hätte auch dieses Kunststück einen Eintrag ins Guinness Buch verdient gehabt, doch erneut konnte ich die Jungs aus England nirgendwo entdecken. Als der Fahrer den Bus schließlich nach acht Stunden per Vollbremsung in Kon Tum zum Stehen brachte, fiel ich vornüber aus dem Bus mit Frostbeulen im Gesicht, drei abgestorbenen Zehen, einem geplatzten Trommelfell und zersplitterten Kniescheiben.
Nein, das stimmt natürlich nicht. Doch nach dieser Busfahrt fühlte ich mich, als hätte ich eine Gruppe Australier in einem Techno-Club zum Wettrinken herausgefordert. Klingt verlockend? Dann setzt euch an einem kalten Wintertag bei offenem Dach zu fünft auf die Rückbank eines Nissan Micra und dreht den MP3-Player auf volle Lautstärke - acht Stunden lang.
Doch wie dem auch sei, mittlerweile bin ich also in dem ruhigen Provinznest Kon Tum angelangt. Mein Programm hier: Relaxen, Stadtspaziergänge, Essen, Lesen, Schlafen und einfach einmal ein paar Tage die Seele baumeln lassen. Schließlich geht es danach wieder an die Küste, zu den Touristenzentren Hue und Hoi An. Wie ich dorthin komme? Richtig - mit dem Bus.

Einige Eindrücke von meinen ersten beiden Wochen in Vietnam gibt es Hier in Form von einigen Bildern.

4 Comments:

At 2:46 PM, Anonymous Anonym said...

haha
da fällt mir nur ein:

"Eine busfahrt die ist lustig, eine busfahrt die ist schön...."

oder

"ein hoch auf unseren busfahrer, busfahrer, busfahrer
ein hoch auf ...."

der busfahrer war aber nicht otto von den simpsons?
ich kann da nämlich ein paar übereinstimmungen erkennen...

deswegen immer brav anschnallen.

oder reit einfach auf nem esel, dann bist du wahrscheinlich auch noch schneller am ziel :)

 
At 8:46 PM, Anonymous Anonym said...

Yeah, no idea what's going on (too lazy to online translate! ha!) but you look so cute I had to say hi! :)

-- Steph

 
At 10:22 PM, Anonymous Anonym said...

tja,

ich liege jetzt seit geschlagenen 2 Stunden bei Chris seinen Eltern in der Sauna und ich komme in die mittlerweile recht groß wirkende Kellogstüte nicht rein.

Bitte auch wenn du so erholt und glücklich aussiehst, inspiriere mich bitte nicht mehr zu solchen Experimenten.

Viel viel Spaß noch und Weihnachten dann zum Friseur

Stan

 
At 2:53 PM, Anonymous Anonym said...

Die Leute in dem Internetcafe in Irland haben mich nun schon ein bisschen bloed angeschaut, als ich mit einem Lachkrampf am Boden gelegen bin... Diese Geschichten kommen mir aber momentan aber sehr bekannt, weil die Strassen in Irland auch net grad die besten sind, ich auch immer mit einem halb verrosteten Bus fahr und der Busfahrer selbst... Kein Kommentar! Vollstes Verstaendnis!
Liebste Gruesse, Carmen

 

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